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Mehr als Fair – Interview mit Jakob Berndt von Lemonaid & ChariTea

C&A wirbt mit Nachhaltigkeit, H&M bringt einen Conscious Kollektion auf den Markt und im Discounter gibt es Fairtrade Rosen – ein Schritt in die richtige Richtung oder eine funktionierende Marketing Strategie?

Das ist eine schwierige Frage. Prinzipiell ist es natürlich begrüßenswert, wenn das Thema „Nachhaltige Entwicklung“ eine breite Öffentlichkeit bekommt und nicht nur in der Nische verhandelt wird. Aber es lauert eben auch die Gefahr, dass der Diskurs immer oberflächlicher wird – oder gar auf Reaktanz trifft. Haben wir ja schon heute: „Nachhaltigkeit“ kann als Begriff keiner mehr hören, so überstrapaziert ist der. Überall wird alles grün angestrichen – und die Leute wenden sich gelangweilt ab. Das ist natürlich fatal, denn wir die Herausforderungen werden immer größer – und um sie zu bewältigen, müssen wir viele Leute mitnehmen.

Zurück zur Frage: Natürlich ist da ganz viel Marketing dabei, wenn die großen Akteure jetzt auf den Zug aufspringen. Das muss man aber fallweise bewerten, das geht nicht pauschal.

Wichtig ist, dass die politischen Rahmenbedingungen so gesteckt werden, dass die Verbraucher wirklich nachvollziehen können, was nachhaltig/ fair/ ökologisch ist – und was nicht. Das kann man nicht dem Verbraucher allein überlassen.

In dem Siegel-Dschungel kennen sich viele nicht mehr aus. Welchen Siegeln traut Ihr und warum?

Auch wieder nicht ganz einfach. Von dem pauschalen Siegel-Bashing halte ich nicht viel. Kaum gibt es einen Bio-Skandal, schreien alle „Hab ich’s doch immer gewusst“ und kaufen wieder das Billig-Fleisch. Gar nicht gut. Aber man muss natürlich genau hingucken, das stimmt schon. Da werden viele Blendgranaten geworfen von der Großindustrie: bunte Frösche, schlaue Slogans, bewegende Kamerafahrten über den Regenwald.

Wir bei Lemonaid & Charitea machen Zweierlei: Zum einen sind all unsere Rohwaren Bio- und Fairtrade-zertifiziert. Mit Brief und Siegel – und zwar den besten die es gibt. Zum anderen fahren wir jedes Jahr selbst in die Regionen und haben ein ganz enges, persönliches Verhältnis zu den Bauernkooperativen. Wir machen uns also selbst ein Bild, schauen hinter die Siegel. Hier kann man sich das angucken: https://vimeo.com/97528179

Immer wieder wird bei der Nicht-Einhaltung der Standrads auf die Unterhändler verwiesen. Wie stellt Ihr sicher, dass Eure Standrads eingehalten werden?

Siehe oben. Durch Kontrolle offizieller Instanzen wie Fairtrade International zum einen, durch persönliche Reisen zum Anderen.

Wen unterstützt Ihr mit der Lemonaid & ChariTea e.V.,?

Neben dem Fairen Handel möchten wir einen weiteren Beitrag leisten. Jede verkaufte Flasche finanziert daher lokale Projekte, die zur Verbesserung sozialer, ökonomischer und ökologischer Strukturen beitragen – in Teilen der Welt, die in der globalen Wirtschaft sonst vielfach benachteiligt sind. Hierzu fließt ein fester Teil des Umsatzes in den gemeinnützigen Lemonaid & ChariTea e.V. Genauer gesagt: Der Verein wird mit 5 Cent pro verkaufter Flasche gesponsert. So kamen bislang mehr als 740.000 Euro zusammen, die dem Verein für unterschiedliche Entwicklungshilfeprojekte zur Verfügung stehen. Das sind 100% unserer Profite.

Um zwei Beispiele zu nennen: da ist z.B. das „DTI“ in Sri Lanka, das wir komplett finanzieren – eine Berufsschule, an der junge Singhalesen und Tamilen eine Berufsausbildung (u.a. Tischler, Schneider, KfZ) erhalten, die ihnen Perspektiven abseits der Tee-Industrie eröffnen. Oder das „Institut Nonho“, eine Einrichtung im mexikanischen Staat Queretaro (woher unsere Agave stammt), wo junge indigene Frauen zu Sozialunternehmerinnen ausgebildet werden, um in ihren Communities nachhaltige Unternehmen zu gründen.

Viele Dank für das Gespräch.

Lemonaid & ChariTea e.V